Wertung für OV
Kinostart: 12.01.2023
Sie ist auf Freundschaft programmiert: M3GAN ist kein gewöhnliches Spielzeug, designt als beste Freundin eines Kindes und Verbündete der Eltern. Als Robotik-Expertin Gemma (Allison Williams) unerwartet zum Vormund ihrer verwaisten Nichte wird, nimmt sie den Prototyp der Hightech-Puppe mit nach Hause. Eine folgenschwere Entscheidung, denn M3GAN entwickelt einen geradezu mörderischen Beschützerinstinkt.
Besetzung: Allison Williams, Violet McGraw, Ronny Chieng, Brian Jordan Alvarez, Jen Van Epps, Lori Dungey, Stephane Garneau-Monten
Regie: Gerard Johnstone
Drehbuch: Akela Cooper
Story: Akela Cooper & James Wan
Produktion: Jason Blum, James Wan
Schade. Wäre das Drehbuch weiterentwickelt worden, hätten Unlogiken und dramaturgische Mängel ohne große Mühen beseitigt werden können.
Künstliche Intelligenz und Robotik haben ein neues Level erreicht und werden sehr bald unser aller Leben beeinflussen. Erschreckend, dass diese Macht in den Händen weniger Konzerneigner liegt, deren Handeln offensichtlich von niederen Reflexen wie Macht-, Profitgier und Geltungssucht bestimmt wird. Deshalb wären neue philosophische Kodexe und weniger leicht korrumpierbare Kontrollmechanismen vonnöten. Gäbe es mehr mündige Bürger, könnten diese allen nutzenden Strukturen durchgesetzt werden. Solange kritisch hinterfragendes Denken immer undifferenzierter als „Verschwörungstheorie“, „Schwurbelei“ usw. diskreditiert wird, bleibt es beim kurzsichtigen Kurs in vorhersehbare Abgründe.
Wertung für OV
Kinostart: 01.09.2022
Dr. Alithea Binnie (Tilda Swinton) lebt zufrieden umgeben von Büchern und Mythen. Eine Konferenz führt sie nach Istanbul. Beim Besuch des Bazars entdeckt sie eine alte Glasflasche. Zurück in ihrem Hotel beobachtet Alithea voller Erstaunen wie ein Dschinn (Idris Elba) dem Gefäß entweicht. Und ganz wie in den Überlieferungen bietet der Flaschengeist ihr drei Wünsche im Tausch für seine Freiheit an. Doch Alithea zögert. Mit Geschichten aus seinem Leben und längst vergangenen Zeiten, von Abenteuern und Lieben versucht der Dschinn, sie für sich zu gewinnen. Berührt von seinen Erlebnissen spricht Alithea schließlich einen Wunsch aus, der ihr beider Leben für immer verändern wird…
Regie: George Miller
Besetzung: Tilda Swinton, Idris Elba
Anziehende Neuauflage des 3-Wunsch-Dschinn-Märchens, gefühl- und stilvoll umgesetzt. Bedauerlicherweise bleibt die Suche nach den Wünschen in Egozentrik gefangen und geht über persönliches Liebesverlangen und Eitelkeiten nicht hinaus. So bleibt das Geschichtenerzählen süße, eingleisige Betäubung statt Ansporn zu Befreiung.
Wertung für OV
Kinostart: 28.03.2019
Robert Zemeckis (Zurück in die Zukunft, Forrest Gump) bringt mit WILLKOMMEN IN MARWEN die wahre Geschichte eines Mannes in die Kinos, der sich – mit der Kraft der Fantasie – nach einem schweren Schicksalsschlag zurück ins Leben kämpft: Der talentierte Maler Mark Hogancamp (Steve Carell) wird eines Nachts von fünf Hooligans fast zu Tode geprügelt. Als er wieder zu Kräften kommt, muss er abermals lernen, wie man isst, geht und auch schreibt. Traumatisiert flüchtet sich Hogancamp in seine eigene Wirklichkeit, indem er die Miniaturwelt von Marwen kreiert, die Nachbildung eines kleinen belgischen Städtchens zur Zeit des Zweiten Weltkrieges. Er bevölkert es mit Puppen, die Menschen aus seinem realen Umfeld ähneln. Hier wird er von einer Riege starker Frauen verteidigt und hier kann auch er wieder Held sein. Die Aufarbeitung seiner inneren und äußeren Verletzungen findet Ausdruck in unfassbar starken Bildern – Fotografien, die ihn als Künstler neu definieren und bald wieder in die reale Wirklichkeit zurückholen.
Besetzung: Steve Carell, Leslie Mann, Diane Kruger, Merritt Wever, Janelle Monáe, Eiza González, Gwendoline Christie, Leslie Zemeckis, Neil Jackson
Regie: Robert Zemeckis
Drehbuch: Robert Zemeckis und Caroline Thompson
Produzenten: Robert Zemeckis, Jack Rapke, Steve Starkey, Cherylanne Martin
Kunst als Heilmethode. Zemeckis simple Old-School-Katharsis berührt mit Feingefühl und Selbstironie. Beiläufig werden überholte Sichtweisen im Subtext hinterfragt: Nazis, die sich in der Kirche eingenistet haben, die auftauchen, wenn der Protagonist in der Kapelle um Hilfe betet, sind für Hollywood geradezu revolutionär.
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Wertung für Imax 3D OV
Kinostart: 14.02.2019
Als Alita (Rosa Salazar) ohne jede Erinnerung daran, wer sie ist, in einer fremden Welt der Zukunft erwacht, wird sie von Ido (Christoph Waltz) aufgenommen. Der mitfühlende Arzt erkennt, dass sich hinter der leeren Cyborg-Hülle das Herz und die Seele einer jungen Frau mit einer außergewöhnlichen Vergangenheit verbergen. Während Alita lernt, sich in ihrem neuen Leben und den gefährlichen Straßen von Iron City zurechtzufinden, versucht Ido sie vor ihrer geheimnisvollen Vergangenheit zu beschützen. Ganz im Gegensatz zu ihrem neuen gerissenen Freund Hugo (Keean Johnson), der ihr dabei helfen will, ihre Erinnerungen zu triggern. Aber erst als die todbringenden und korrupten Mächte, die die Stadt beherrschen, Alita ins Visier nehmen, erhält sie einen Hinweis auf ihre Vergangenheit: Sie verfügt über einzigartige Kampfkünste, die die Herrschenden um jeden Preis kontrollieren wollen. Wenn es ihr gelingt, sich von ihnen fernzuhalten, könnte sie der Schlüssel sein, um ihre Freunde, ihre Familie und die Welt, die ihr ans Herz gewachsen ist, zu retten.
Regie: Robert Rodriguez
Produzenten: James Cameron, Jon Landau
Drehbuch: James Cameron und Laeta Kalogridis und Robert Rodriguez – basierend auf der Manga-Serie „GUNNM” von Yukito Kishiro
Besetzung: Rosa Salazar, Christoph Waltz, Jennifer Connelly, Mahershala Ali, Ed Skrein, Jackie Earle Haley und Keean Johnson
Erster Teil der Adaption des Teenager-Mangas GUNNM, das in einer in Ober- und Unter- geteilten, futuristischen Stadt spielt. James Cameron hat am Drehbuch mitgeschrieben, dennoch hakt es zuweilen logisch, Hauptaugenmerk sind die Kämpfe der Roboterkörper. Immerhin wird die Frage gestellt, ob es Sinn macht sich untereinander zu bekämpfen, wenn Ursache des Elends die Superreichen aus der Oberstadt sind. Die Antwort soll im nächsten Teil gegeben werden.
Wertung für OmU
Kinostart: 17.01.2019
Kaum eine Wahl hat die Öffentlichkeit so stark beschäftigt wie die von Donald Trump zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten. Als einer der wenigen, die das Ergebnis vorhergesagt haben, offenbart Oscar®-Preisträger Michael Moore die Umstände und Mechanismen, die zur Machtergreifung des umstrittenen Kandidaten geführt haben. Im Fokus seiner Kritik steht dabei nicht nur der Präsident selbst, sondern vor allem auch das Versagen der Demokraten.
Regie: Michael Moore
Mit: Michael Moore, Donald Trump, Barack Obama, Katie Perry
Michael Moore erzählt aus einer sehr persönlichen Sicht, legt Finger in Wunden, scheint aber mitunter emotionsgeladen den Faden zu verlieren. Trotzdem sind seine Einblicke erhellend und erschrecken. Neoliberalismus, Korruption, vergiftetes Trinkwasser, Kranke und Tote, die in Kauf genommen werden, um Profite zu erhöhen, Einschränkung der Pressefreiheit, Rassismus, despotischer Rechtspopulismus, der auf Faschismus hinausläuft. Die Demokraten werden nicht verschont, deren als Kompromissbereitschaft verkaufte Assimilation lief bezüglich Bernie Sanders auf innerparteilichen Wahlbetrug hinaus. Moore dramatisiert und stößt vor den Kopf, stärkt so aber auch das Bewusstsein für fortschreitende Entdemokratisierung und Bürgerrechtsverletzungen, die aufgrund langsamer Gewöhnung nicht mehr auffallen. Er gibt einer künstlerischen, gefühligen Betrachtungsweise zunehmend Vorrang vor Sachlichkeit und Stringenz, so dass einige Zusammenhänge vom Zuschauer selbst erarbeitet werden müssen. Man kann nur hoffen, dass das zu mehr konstruktiv kritischem Engagement in der Öffentlichkeit anregt.
Wertung für OmU
Kinostart: 15.11.2018
Sie sind die angesagte Girl-Gang und sie sind die besten Freundinnen: Lily, Bex, Em und Sarah leben in einer Welt, in der Parties, Outfits, Sex und die erste Liebe auch immer zu Selfies, Emojis, Snaps und Sextings gehören. Aber als ihre kleine Stadt Salem Opfer eines Datenhacks wird, bei dem die privatesten Fotos und Chats der Hälfte der Bürger in die Öffentlichkeit gespült werden, greift in Salem Anarchie um sich. Als Lily fälschlicherweise für den Hack verantwortlich gemacht wird, wendet der Mob sich gegen sie. Die vier Freundinnen müssen zusammenhalten, um eine lange, blutdurchtränkte Nacht zu überstehen.
Buch & Regie: Sam Levinson
Darsteller: Suki Waterhouse, Bill Skarsgård, Bella Thorne, Maude Apatow, Hari Nef, Abra
Sind die Zeiten von Hexenjagden vorbei oder kommen sie wieder? Die Ursachen ähneln denen vor hunderten Jahren: Frühkindliche religiöse Erziehung zu Sexfeindlichkeit und Gewaltverherrlichung, gepaart mit raubtierkapitalistischem Konkurrenzdruck. Unterdrückte Körperlichkeit als Machtinstrument. Was auf Europäer lächerlich wirkt, ist in den USA immer noch Realität: Hysterie wegen Sexualität. Ein öffentlich gezeigter Nippel löst größere Skandale aus als kriegerische Massenmorde. Ultrakonservative Heucheleien und Verlogenheiten sind allgegenwärtig, inzwischen ergänzt durch rechtspopulistisch-rückschrittliche Verrohung. In dieser Atmosphäre entfaltet sich die übertrieben plakative Handlung. Auch Rückschlüsse und Lösungsansätze der jugendlichen Protagonisten wirken naiv bis kontraproduktiv. Trotzdem anregend und intensiv.
Kinostart: 11.10.2018
„Smallfoot“, das animierte Abenteuer für die ganze Familie, mit Originalmusik und Starbesetzung, stellt eine Legende auf den Kopf: Ein aufgeweckter junger Yeti entdeckt etwas, das es angeblich gar nicht gibt – einen Menschen. Die Neuigkeit von diesem „Smallfoot“ löst in der einfachen Gemeinschaft der Yeti enorme Unruhe darüber aus, was es denn sonst noch in der großen Welt jenseits ihres verschneiten Dorfes gibt. Und das ist erst der Beginn einer ganz neuen, nie dagewesenen Geschichte über Freundschaft, Mut und Entdeckerfreude.
Regie: Karey Kirkpatrick
Drehbuch: Karey Kirkpatrick, Clare Sera
Medienkompetenzübung mit Gesang für Kinder. In Stein gehauene Dogmen werden in Frage gestellt, Wahrheitsfindung und Entwicklung positiv dargestellt. Leider schreckt die Parabel vor der Aufdeckung allzu unbequemer Machtmechanismen, die auf bewussten Lügen basieren, zurück.
Kinostart: 27.09.2018
Der zynische Werbefilmer Toby (Adam Driver) trifft auf einen alten spanischen Schuhmacher (Jonathan Pryce), der sich für Don Quixote hält. Die beiden erleben eine Reihe absurder Abenteuer, in deren Verlauf Toby sich den tragischen Auswirkungen eines Films stellen muss, den er in seiner Jugend gedreht hat ─ ein Film, der die Hoffnungen und Träume eines kleinen spanischen Dorfes für immer verändert hat. Kann Toby das Getane je wieder gut machen und so zu seiner Menschlichkeit zurückfinden? Kann Don Quixote seinen Wahn bezwingen und seinen nahenden Tod verhindern? Oder wird etwa die Liebe alle Grenzen überwinden?
Regie: Terry Gilliam
Darsteller: Jonathan Pryce, Adam Driver („Star Wars: Die letzten Jedi“, „Logan Lucky“), Olga Kurylenko („Ein Quantum Trost“, „Oblivion“), Stellan Skarsgård („Thor – The Dark Kingdom“, „Avengers“-Reihe), Òscar Jaenada („Pirates of the Caribbean: Fremde Gezeiten“, „The Cold Light of Day“), Jordi Mollà („Riddick – Überleben ist seine Rache“, „Knight and Day“), Sergi Lopez („Pans Labyrinth“), Joana Ribeiro („Portugal Não Está à Venda“).
Terry Gilliam entführt in magischen Realismus und öffnet Bewusstseinsmöglichkeiten. Das Märchen wirkt zuweilen weltfremd und antiquiert auf den Metaebenen, Schmeicheleien gegenüber klerikalen und sonstigen Mafiosi haben nun sogar Gilliam eingeholt. Aber das war möglicherweise der Preis für künstlerische Freiheit auf anderen Ebenen. Immerhin wurden die 2017er Dreharbeiten nicht gestört – beim ersten Anlauf 2000 donnerten Düsenjäger im Tiefflug über das Set (dokumentiert in „Lost in la Mancha“). Gilliam hat etwas zu sagen, zu unabhängig-kritischem Denken fähige Vollblutkünstler wie er, sollten zum Wohl der Gesellschaft unter Artenschutz gestellt werden. Leider verfolgen rechtskonservativ-neoliberale Regierungen und Zensurbehörden, die sich als „Förderanstalten“ tarnen, offensichtlich andere Ziele.
Wertung für OV
Kinostart: 27.09.2018
Allmählich kehrt der Alltag bei den Unglaublichen ein, nachdem sie mit vereinter Familienpower dem Schurken Syndrome das Handwerk gelegt haben. Doch von Ruhe ist keine Rede, denn jetzt muss Mutter Helen Parr es mit dem einen oder anderen Rabauken aufnehmen. Das bedeutet natürlich, dass Vater Bob Zuhause den Kochlöffel schwingen und den Familienalltag mit den drei Kindern Violetta, Flash und Baby Jack-Jack organisieren muss. Doch das ist natürlich leichter gesagt als getan, zumal noch nicht so ganz klar ist, welche außergewöhnlichen Fähigkeiten der kleine Jack-Jack entwickeln wird. Chaos ist also vorprogrammiert! Als ein zwielichtiger Bösewicht auftaucht und die Bürger von Metroville mit einem perfiden Plan bedroht, müssen die Unglaublichen doch wieder in ihre unglaublichen Outfits schlüpfen, um gemeinsam mit Freund Frozone das Schlimmste zu verhindern…
Regie: Brad Bird Produzent: John Walker & Nicole Grindle
Solide Familienunterhaltung – wirft ein heilsames Licht auf Familienstrukturen. Der gesellschaftliche Blick ist allerdings Disney-konform konservativ-bieder: Der Konzernchef wird idealisiert, die „Intellektuelle“ ist die Böse. In der Realität geben die Konzernbosse die Hypnose auf den Bildschirmen vor und Intellektuelle versuchen darüber aufzuklären.
Wertung für OV
Kinostart: 17.05.2018
Die Quasselstrippe unter Marvels Söldnern kehrt zurück! Größer, besser und gelegentlich mehr ohne Hose als jemals zuvor. Als ein Supersoldat in mörderischer Mission auf den Plan tritt, sieht Deadpool sich gezwungen, Werte wie Freundschaft und Familie zu überdenken, und was es wirklich heißt, ein Held zu sein – und das alles während er 50 Shades of Hintern versohlt. Denn manchmal muss man, um das Richtige zu tun, schmutzig kämpfen.
Regie: David Leitch
Mit Ryan Reynolds, Josh Brolin, Zazie Beetz etc.
Brutal, zynisch, grob, selbstironisch. Das kann Spaß machen. Allerdings wird man das Gefühl nicht los, dass über das Drehbuch nochmal mit der klerikalen Jauchespritze gegangen wurde: In der X-Men Reihe und im ersten Deadpool angelegte gesellschaftskritische Aspekte wurden abgeschwächt und den Protagonisten peinlich uncoole Bemerkungen wie „Amen“ und „Gott ist groß“ in den Mund gelegt.
Wertung für OV
Kinostart: 01.02.2018
Los Angeles – in kaum einer anderen Stadt werden so viele Banken überfallen und Transporter ausgeräumt wie hier. Auch die routinierte Gangster-Bande des Ex-Sträflings Ray Merrimen (Pablo Schreiber) ist süchtig nach dem schnellen Geld. Doch als einer ihrer Raubzüge zu mehreren Toten führt, geraten die Outlaws ins Visier des skrupellosen Cops Nick Flanagan (Gerard Butler) und seiner Spezialeinheit des Sheriff’s Departments. Selbst bereit die Grenze zwischen Gut und Böse zu überschreiten, beginnen die Ermittler eine provokante Jagd auf die Verbrecher. Denn diese planen nichts Geringeres, als das am besten gesicherte Geldinstitut der Stadt zu knacken: die Federal Reserve Bank in Downtown L.A.
Regie: Christian Gudegast, Drehbuch: Christian Gudegast & Paul Scheuring. Mit Gerard Butler, Curtis ‘50 Cent’ Jackson, Pablo Schreiber, O’Shea Jackson, Maurice Compte u.v.m.
Action mit Gerard Butler und 50 Cent. In den USA wurden 2017 987 Menschen von Polizisten erschossen, ca. 30.000 sterben dort jedes Jahr durch Waffen. In anderen Ländern würde man von Bürgerkrieg sprechen.
Wertung für OV
Kinostart: 07.09.2017
Ein Jahrzehnt nach dem Oscar®-prämierten Vorgänger EINE UNBEQUEME WAHRHEIT zeigt Al Gore, ehemaliger US-Vizepräsident und Friedensnobelpreisträger, wo die Welt im Kampf gegen die globale Klimaerwärmung heute steht. Die packende Fortsetzung IMMER NOCH EINE UNBEQUEME WAHRHEIT – UNSERE ZEIT LÄUFT dokumentiert, wie er sich unermüdlich einsetzt und die Welt bereist, um die aktuellen, durch den Klimawandel hervorgerufenen Veränderungen festzuhalten, um Klimaexperten zu schulen und die internationale Klimapolitik zu beeinflussen. Kameras folgen ihm hinter die Kulissen – in privaten und öffentlichen sowie humorvollen und ergreifenden Momenten. Anschaulich zeigt die fesselnde Dokumentation, wie er seine Vision verfolgt und die Gefahren des Klimawandels mit Einfallsreichtum und Leidenschaft zu überwinden versucht.
REGIE: Bonni Cohen und Jon Shenk
PRODUZENTEN: Richard Berge und Diane Weyermann
AUSFÜHRENDE PRODUZENTEN: Jeff Skoll, Davis Guggenheim, Lawrence Bender, Laurie David, Scott Z. Burns, Lesley Chilcott
Die Folgen von Abgasen und Klimawandel sind früher als vorhergesagt eingetreten: Wetterextreme, Millionen Tote durch Luftverschmutzung, Dürren, Ausbreitung von Seuchen und Krankheitserregern, Überschwemmungen, vernichtete Ernten, Radikalismus und mehr Flüchtlinge.
Fatalerweise bringen Einige Ursache und Wirkung nicht in Zusammenhang und wählen ausgerechnet diejenigen, die Ursachen verschlimmern und rücksichts- und verantwortungslos sinnlose Verseuchung forcieren wollen. Dabei geht es immer seltener um Wirtschaftlichkeit, denn auch mit regenerativen Energien werden Jobs geschaffen und kann Geld verdient werden. Der Kampf um die Umwelt mutiert fatalerweise zu einem Glaubenskampf. Und das ist dann so, als ob die Feuerwehr von Gläubigen aktiv daran gehindert würde, brennende Häuser zu löschen, weil die Extremisten nicht an Feuer „glauben“. Würden innovative Wirtschaftszweige nicht blockiert werden, hätte sich schon viel von selbst geregelt. Korrupte, neoliberale Regierungskreise verhindern natürliche Entwicklungen. Das ist im viel gelobten Deutschland nicht anders, hier wird beispielsweise der Anschluss von Offshore-Windkraftanlagen u.v.m. sabotiert.
Im Film geht es hauptsächlich um Al Gore, wodurch ein Blick hinter die Kulissen von Entscheidungsprozessen ermöglicht wird. Leider geht inzwischen auch Gore in die Glaubensfalle – für diejenigen, die ihre Argumente belegen können, wäre Glaube gar nicht nötig. Die Beschwörung von wenig differenziertem Glauben spielt eher den Realitätsleugnern in die Hände. Wer alle Fakten auf seiner Seite hat, sollte besser nur an die Vernunft appellieren. Formal gesehen hätte viel gekürzt werden müssen, es ist kontraproduktiv, wenn Gore zu oft in ein selbstgefälliges Licht gerückt wird. So wirkt der Film streckenweise wie schmalzige Kampagnenwerbung. Der unbedarfte Zuschauer hätte besser abgeholt werden können, mehr absurde Behauptungen der Umweltfeinde hätten entkräftet werden müssen. Leider gibt es noch zu wenig Engagierte von Al Gore’s Format und zu wenig Filmprofis, die sich für Umweltschutz engagieren.