Wertung für OV
Kinostart: 31.01.2013
Kathryn Bigelow inszeniert die offizielle Version der Bin Laden Jagd (Drehbuch Mark Boal). Die Plotpoints sind aus den Nachrichten bekannt, dennoch bringen Bigelow und Boal weder Tiefgründigkeit, Intensität, verlässliche neue Erkenntnisse noch Zweifel ein. Viel zu lang (157 Minuten) und öde.
Jedes Detail scheint mit der offiziellen Linie abgestimmt zu sein: Folter ist zwar nicht nett, muss aber irgendwie sein, weil seit dem Mittelalter keine besseren Methoden zur Informationsbeschaffung entdeckt wurden. Auch wenn sich mittlerweile Vertreter beider US-Parteien kritisch äußern – hinsichtlich der suggerierten Unwahrheit, dass ohne Folter das Auffinden Bin Ladens nicht gelungen wäre -, so bezieht sich Bigelow (blauäugig) auf Aussagen der vor Ort Verantwortlichen und die haben anscheinend weder Interesse an zivilisierter Vorgehensweise noch Wahrheit. Interessant ist das in einem Nebensatz geäußerte Selbstverständnis hochrangiger CIA-Offiziere gegenüber Deutschland, das auch als geheimes Folterland dienen muss. Die Ergreifung Bin Ladens wirkt absurd, weil die Hubschrauber zwar ewig über das Haus dröhnen und einer sogar abstürzt, aber später anscheinend der Eindruck erweckt werden soll, dass die Bewohner gerade eben erst aufgewacht seien – als die Navy SEALs nach mehreren Sprengungen endlich die Zimmer stürmen. Die zunächst in den Nachrichten verbreitete Behauptung, die eigentlich geplante Entführung Bin Ladens sei schiefgegangen, wurde zugunsten eines schon immer so gewollten Mordplanes korrigiert. Dann bricht der Film ab, obwohl man sehr gerne noch gesehen hätte, wieso der tote Bin Laden dann angeblich von einem Flugzeugträger ins Meer geworfen wurde, anstatt offiziell und überprüfbar identifiziert zu werden.