Januar 26th, 2013 at 20:09 by kritiker

 

Wertung für OV

Die Jagd nach Osama bin Laden hielt die Welt mehr als ein Jahrzehnt lang in Atem. Am Ende spürte ein kleines Team von CIA und Navy SEALs den meistgesuchten Terroristen auf. Jeder Aspekt dieser Untersuchung war geheim. Einige Details sind inzwischen veröffentlicht, die entscheidenden Aspekte der Operation werden jedoch erstmals in diesem Film der beiden Oscar®-Preisträger Kathryn Bigelow und Mark Boal enthüllt. ZERO DARK THIRTY (der Titel steht für die militärische Zeitangabe von 0.30 Uhr, jenem Moment, als der Angriff der Navy SEALs begann) steht für eine neue Art von Filmkunst, indem investigatives Drama mit Actionelementen kombiniert wird. Dabei steht die Geschichte von Maya (Jessica Chastain), die die Ermittlung leitet, im Mittelpunkt.

Kinostart: 31.01.2013

www.sony.zerodarkthirty.com

Kathryn Bigelow inszeniert die offizielle Version der Bin Laden Jagd (Drehbuch Mark Boal). Die Plotpoints sind aus den Nachrichten bekannt, dennoch bringen Bigelow und Boal weder Tiefgründigkeit, Intensität, verlässliche neue Erkenntnisse noch Zweifel ein. Viel zu lang (157 Minuten) und öde.

Jedes Detail scheint mit der offiziellen Linie abgestimmt zu sein: Folter ist zwar nicht nett, muss aber irgendwie sein, weil seit dem Mittelalter keine besseren Methoden zur Informationsbeschaffung entdeckt wurden. Auch wenn sich mittlerweile Vertreter beider US-Parteien kritisch äußern – hinsichtlich der suggerierten Unwahrheit, dass ohne Folter das Auffinden Bin Ladens nicht gelungen wäre -, so bezieht sich Bigelow (blauäugig) auf Aussagen der vor Ort Verantwortlichen und die haben anscheinend weder Interesse an zivilisierter Vorgehensweise noch Wahrheit. Interessant ist das in einem Nebensatz geäußerte Selbstverständnis hochrangiger CIA-Offiziere gegenüber Deutschland, das auch als geheimes Folterland dienen muss. Die Ergreifung Bin Ladens wirkt absurd, weil die Hubschrauber zwar ewig über das Haus dröhnen und einer sogar abstürzt, aber später anscheinend der Eindruck erweckt werden soll, dass die Bewohner gerade eben erst aufgewacht seien – als die Navy SEALs nach mehreren Sprengungen endlich die Zimmer stürmen. Die zunächst in den Nachrichten verbreitete Behauptung, die eigentlich geplante Entführung Bin Ladens sei schiefgegangen, wurde zugunsten eines schon immer so gewollten Mordplanes korrigiert. Dann bricht der Film ab, obwohl man sehr gerne noch gesehen hätte, wieso der tote Bin Laden dann angeblich von einem Flugzeugträger ins Meer geworfen wurde, anstatt offiziell und überprüfbar identifiziert zu werden.

 

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