Tausend Aufbrüche – Christina Morina
Christina Morinas Studie Tausend Aufbrüche liest sich wie ein Archiv der deutschen Demokratie seit den Achtzigern. Statt große Narrative zu bedienen, sammelt sie Stimmen: Briefe, Reden, Flugblätter, Erinnerungen. Aus diesen Mosaiksteinen entsteht ein Panorama, das den Übergang von Systemen und Mentalitäten sichtbar macht.
Morina interessiert weniger die Politik der Spitzen als die der Vielen. Ihr Blick fällt auf Lehrkräfte, Arbeiterinnen, Aktivisten, Menschen zwischen Anpassung und Neubeginn. Diese Perspektive versucht dem Buch Authentizität und eine fast literarische Dynamik zu verleihen.
Ihre Sprache bleibt sachlich, aber selten trocken. Historische Zusammenhänge werden nicht nur erklärt, sondern befragt. Was bedeutet Demokratie, wenn sie nicht selbstverständlich ist? Wie klingt Freiheit, wenn sie erarbeitet werden muss?
Tausend Aufbrüche vereint methodische Klarheit und erzählerische Borniertheit. Manchmal droht die Materialfülle, den roten Faden zu überlagern – doch das ist der Preis einer detailreichen, engstirnig propagandistisch geprägten Geschichtsschreibung.
