September 19th, 2013 by kritiker

 

Gespielt auf der XBox 360

USK ab 18

www.gtav.de

Die Reise ist auch nach Monaten nicht vorbei, immer neue Nebenmissionen und abgefahrene Details können entdeckt werden, sogar das Fernsehprogramm ist interessanter als das reale. Das Charakter-switchende Storytelling ist herausragend. Gewalt und die Darstellung von Frauen – die nur Nebenrollen spielen und ihre (leider) unbeweglichen Brüste nur in Stripshows zeigen dürfen (immerhin) – könnten den Entwicklern vorgehalten werden. Aber man darf Ursache und Wirkung nicht verwechseln: Für den geplanten Sex in San Andreas wurden die Macher in Washington an den Pranger gestellt, Gewalt war und ist kein Problem – entsprechend dem archaisch unreflektierten Weltbild der konservativen Cliquen an der Macht.
Schade, dass das Gameplay nicht noch offener ist, in den meisten Gebäuden kann man keine Waffen mehr zücken, begehbare Einkaufszentren oder Restaurants gibt es nicht mehr. Die Grafik ist zwar wesentlich besser als in GTA San Andreas, aber das Open-World-Feeling eingeschränkter. Die vielen Gimmicks – wie ein eigenes Internet mit Börse – sind nett, aber nichts im Vergleich zu offenen Polizeistationen und Kasinos. Hoffentlich wird es irgendwann eine offene GTA V PC-Version geben, die frei ergänzt und bebaut werden kann, so wie aktuell GTA SA-MP.

Die Szenen, in denen der Spieler gezwungen wird einen Unschuldigen zu foltern, haben zurecht Kontroversen ausgelöst. Das virtuelle Folteropfer will schon vor Beginn der Tortur reden, kommt aber nicht zu Wort – die Quälerei ist also, wie im echten Leben, einfach nur pervers und völlig überflüssig. Somit findet eine viel nachfühlbarere kritische Auseinandersetzung mit Perversion statt, als in vielen US-Filmen, in denen unreflektiert und vorgeblich „zielorientiert“ gefoltert wird. Die Verschleierung vieler in der Realität tabuisierter Themen wie staatlich organisierte Kriminalität, Massenmorde und Korruption, lassen das Spiel hyperreal erscheinen und die gleichgeschaltete „offizielle“ Massenmedienrealität irreal und verlogen.  

Juni 6th, 2013 by kritiker

 

Durchgespielt auf der Xbox 360

USK ab 18

http://far-cry.ubi.com

Wow! So muss es sein: Action, Spannung, kreatives Gameplay und wunderschöne Optik in wilder Natur. Endlich mal was anderes als hirnlose Baller-Schlauchlevel, obwohl jederzeit geballert werden kann. Letztendlich läuft auch hier viel auf brutale Metzeleien hinaus, aber diese Open-World ist darüberhinaus ein abgefahrener Abenteuer-Urlaub in fernen Inselwelten.  Im Vergleich zur Sandbox Referenz GTA 4 kann Far Cry 3 mehr als mithalten, ist sogar sexier. Prüderie zugunsten von Gewalt ist immer noch das Hauptmanko heutiger Videospiele, die negativen Auswirkungen dieses puritanischen Weltbildes liegen auf der Hand. Hier könnte Deutschland einen sinnvollen Beitrag zur Videospiel-Weltkultur leisten.
Leider-leider sind die Sonnenuntergänge (auf der XBox 360) nicht perfekt, weil teilweise unscharf, das gilt auch für andere Grafikdetails. Die Ladezeiten sind etwas lang, die Steuerung gewöhnungsbedürftig, Missionen, KI und Flugmöglichkeiten könnten abwechslungsreicher sein. Da nach der letzten Mission größere Gebäude- und Tempelkomplexe gesperrt sind, macht es Sinn vorher alles zu erkunden. Peinliche Formulierungen (Übersetzungsfehler?), durch die z.B. „Genozid“ geschützter Tierarten als etwas positives dargestellt wird, dürfen einem Label dieser Größenordnung nicht passieren. Die Sprüche des Hauptdarstellers sind teilweise grenzwertig. Das ist schade, denn eigentlich ist das Game rundum gelungen und absolut empfehlenswert. Wer Urlaub von GTAs NYC machen will, beamt sich am besten auf die Rook Islands.

Neben dem Storyplay kann auch offline im Coop-Modus (Splitscreen), Online-Multiplayer (leider nur in kleinen Kampfgebieten) und Online-Coop (mehrere Kapitel) gezockt werden. Selbst kreierte Karten können online gestellt werden. Das editierbare Gebiet könnte größer sein, Abstürze machen einem das Leben schwer (speichern nicht vergessen) und leider stehen nicht alle Elemente des Games zur Verfügung. Trotzdem sind die Möglichkeiten stimulierend – endlich eine eigene, bespielbare Insel. Das konnten sich bis jetzt nur Multimillionäre wie Marlon Brando leisten.