Februar 2nd, 2023 by kritiker

 

Kinostart: 02.02.2023

Eine entlegene Insel, ein Hauch von Mystik und zwei ganz unterschiedliche Paare: Leyla (Mala Emde), Tristan (Jonas Dassler), Fabienne (Maryam Zaree) und Mo (Dimitrij Schaad) treffen im Science-Fiction Liebesfilm AUS MEINER HAUT die Entscheidung, ihre Körper zu tauschen. Und mit dem Erlebnis eines fremden Körpers ändert sich einfach alles …

Regie: Alex Schaad

Unter Niveau auf allen Ebenen. Schlüssige Charakterentwicklung und Tiefe Fehlanzeige, dafür fade Verklemmtheit und einfältige Stereotypen.
Vorauseilender Gehorsam gegenüber staatlich verordneten Dogmen, die zur Ablenkung von Herrschaftsverhältnissen beitragen? Es kommt der Eindruck auf
, dass statt Ermutigung zu Mündigkeit, eine der Grundlagen freiheitlicher Demokratie, zunehmend muffige Spießigkeit und blinde Obrigkeitshörigkeit bis zur geschlechtlichen Selbstaufgabe mit reichlich Fördergeld subventioniert werden. 

Februar 5th, 2021 by kritiker

daumen055

 

Kinostart: 26.08.2021

Ein Geologen-Team entdeckt in der Arktis ein verschollen geglaubtes Kriegsschiff der Nazis: die Himmelsfaust, ein gigantischer Stahlkoloss aus dem Dritten Reich, randvoll mit unvorstellbaren Zerstörungsmaschinen. Wissenschaftler forschten dort an streng geheimen, kriegsentscheidenden Kampfmitteln und erschufen die Reichsflughaie: raketenbetriebene Monster, deren Piloten genetisch mutierte, mit übernatürlichen Kräften ausgestattete, untote Supersoldaten sind. Dr. Klaus Richter, geistiger Urvater dieses Experiments, ist gezwungen, seine todbringende Armee der Untoten zu stoppen, um die Menschheit und den Planeten Erde vor dem scheinbar sicheren Untergang zu bewahren. Seine Töchter Angelique und Diabla stellen sich der Bedrohung, die ihr Vater vor 75 Jahren auf die Welt losließ. Der Himmel wird zum Kriegsgebiet.

Regie: Marc Fehse
Mit Eva Habermann, Barbara Nedeljáková, Tony Todd, Naomi Grossman, Michaela Schaffrath, Oliver Kalkofe, Ralf Richter u.a.

Sky_Sharks_Blutrünstiger, herrlich übertriebener Horror-Fantasy-Sci-Fi, der nicht langweilig wird, obwohl deutsch. Dass die Zensur- Filmförderbehörden wegen erfolgreichem Crowdfunding nicht eingeschaltet werden mussten, zahlt sich für den Zuschauer aus: künstlerisches Rebellieren, außergewöhnlicher Stil, Innovationen, Systemkritik und selbstironisches Augenzwinkern sind nicht beschnitten worden. Die kaum vorhandene, zusammenhanglose, absurde Handlung ist irrelevant, die Lust an künstlerischer Freiheit ist in jedem Bild zu spüren.

Dass „Coronamaßnahmen“ als Mittel gegen unabhängige Kreative missbraucht werden, ist denkbar: Während der superreiche Klüngel mit Abermilliarden Steuergeld gesponsert wird und Wettbewerbschancen weiter verzerrt werden, kämpfen immer mehr Kulturschaffende um ihre Existenz. Die angekündigte Milliarde angeblicher „Kulturförderung“ kommt bei freien Künstlern nur in Ausnahmefällen an, außerhalb des Systems arbeitende werden mittels demensprechend formulierten Berechtigungsvoraussetzungen prinzipiell ausgeschlossen. Ein Großteil der vorgeblichen Kulturgelder geht wie so oft an Verwertungs- und andere Konzerne, Organisationen und Institutionen die nichts erschaffen, sondern Kreative rücksichtslos ausbeuten.
In vorzivilisatorischen und neoliberalen Gedankenwelten werden Kunst und Kultur als „nicht systemrelevant“ abgetan, die Bedeutung für den Zusammenhalt der Gesellschaft, das psychische Wohl, überlebenswichtige Fortschritte, Problemlösungen, neue Ideen, Konstruktivität, Solidarität, allgemeines Wohlbefinden, Visionen und Intelligenzförderung wollen korrupte Machthaber offensichtlich leugnen: Mündige Bürger, Hinterfragen und Aufklärung sind ihnen anscheinend der wahre Horror.

Februar 6th, 2020 by kritiker

daumen02

 

Kinostart: 13.02.2020

Der Berliner Barkeeper Milo und seine Traumfrau Sunny begegnen sich auf schicksalhafte Weise im Nachtleben und verabreden sich auf ein Date. Alles scheint perfekt zu laufen, doch als Milos chaotischer Freund Renzo auftaucht, eskaliert der romantische Abend zu einer völlig verrückten Jagd durch das Berliner Nachtleben. Wenn Milo und Sunny dieses Date überstehen, kann ihre Liebe echt nichts mehr erschüttern …

Drehbuch, Regie: Simon Verhoeven
Besetzung: Palina Rojinski, Elyas M’Barek, Frederick Lau

NightlifeFairerweise muss vor dem Rant darauf hingewiesen werden, dass Verhoeven im deutschen Vergleich nicht das Rückschrittlichste schreibt und seine Nichtigkeiten wenigstens nicht bösartig wirken. Trotzdem würde das Erzählen derart pseudo-urbaner Provinzpossen auf Berliner Parties dazu führen, dass man sich fremdschämend fröstelnd abwendet.
Die Verfilzung der meisten Fördergremien führt dazu, dass nur der angepasste Klüngel Steuergeld für Spießigkeitswerbung bekommt. In anderen Ländern würde das als Zensur, Korruption und Günstlingswirtschaft gebrandmarkt, in Deutschland nennen die Verantwortlichen es „Wirtschaftsförderung“. Dass auch mit relevanten Inhalten und guten Drehbüchern Geld generiert werden könnte, wahrscheinlich sogar mehr, wird ausgeblendet. Banale Überflüssigkeiten finanzieren sich von selbst, dafür müsste kein Steuergeld verpulvert werden, das für geistreiche Werke dringend gebraucht wird. Aber ohne maximale Verdummungsförderung fürchten die Korrupten nicht mehr gewählt und die konformen Minderbegabten nicht mehr subventioniert zu werden. Also weiter so.

Juni 23rd, 2018 by kritiker

daumen03

 

Kinostart: 16.08.2018

Hamburg, St. Pauli, Silvester. Oskar Wrobel betreibt einen Musikclub in einem alten Krankenhaus am Ende der Reeperbahn. Sein Leben war ein Fest. Doch jetzt sieht es aus, als ob es zu Ende wäre. Denn während in den Straßen von St. Pauli die Böller explodieren, laufen die Vorbereitungen für die große Abrissparty – der Club muss schließen. Oskar hat Schulden und keine Ahnung, was aus ihm werden soll. Zum Glück bleibt ihm kaum Zeit, darüber nachzudenken, denn ein verzweifelter Ex-Zuhälter stürmt seine Wohnung, sein bester Freund Rocky zerbricht am Ruhm, die lebenslustige Nina malt alles schwarz an, im Club geht’s drunter und drüber, und dann sind da noch der tote Elvis, die Innensenatorin und — Mathilda, Mathilda, Mathilda.

Regie: Jacob Lass
Eine Produktion von C-Films in Ko-Produktion mit DCM und Tatami Films, unterstützt von der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein und der nordmedia Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH.

Standfoto

Die ohnehin dürftige Story aus Hanekamps Roman wurde noch weiter ausgedünnt, dafür mit deplaciertem katholischem Tand ausgestattet. Das Improvisationskonzept geht nicht zufriedenstellend auf, es verwässert Stringenz und dramaturgische Dynamik. Immerhin wurden ein paar gesellschaftskritische Anmerkungen Richtung CDU, hauptverantwortlich für Gentrifizierung, zugelassen.

 

August 17th, 2017 by kritiker

daumen025

 

Kinostart: 31.08.2017

Zach (Jannis Niewöhner) macht sich widerwillig auf in das Hochleistungs-Camp der Abschlussklasse. Im Gegensatz zu seinen Kommilitonen hat er kein Interesse daran, auf die renommierte Rowald Universität zu kommen. Obwohl sie ihn nicht versteht, ist die ehrgeizige Nadesh (Alicia von Rittberg) von dem Einzelgänger fasziniert und versucht, ihm näherzukommen. Zach wiederum interessiert sich mehr für das geheimnisvolle Mädchen Ewa (Emilia Schüle), das im Wald lebt und sich mit Diebstählen über Wasser hält. Als Zachs Tagebuch verschwindet und ein Mord geschieht, scheint der fragile Zusammenhalt der jugendlichen Elite an sich selbst zu zerbrechen. Nur der vermeintlich moralisch integre Lehrer (Fahri Yardim) versucht zu helfen, aber dafür ist es schon zu spät…

Darsteller: Jannis Niewöhner, Fahri Yardim, Emilia Schüle, Alicia von Rittberg Drehbuch: Alex Buresch, Matthias Pacht
Executive Producers: Martin Moszkowicz, Oliver Berben, Constantin Film Produzenten: Uli Aselmann, Sophia Aldenhoven, die film gmbh
Regie: Alain Gsponer

Jugend_ohne_GottDeutsche Near-Future-Fiction angelehnt an Horvaths Roman. Banalitäten und emotionale Unglaubwürdigkeiten werden von der doppelzüngigen Weltsicht in den Schatten gestellt, die vorgibt sozialkritisch sein zu wollen, aber existierende Vorurteile durch noch geistlosere ersetzt. Anstatt reiche Erben, werden Arbeiter als asozial schmarotzend bezeichnet – und das wird nie aufgelöst. Im Gegenteil, die Darstellung als heruntergekommenes Lumpenpack, das nicht mal in der Lage ist vernünftig zu kommunizieren, wird konkretisiert. Spenden und (eigennützig partikuläres) Mitgefühl durch ein paar reiche Außenseiter müssen für moralische Reinwaschung reichen. Systemkritik wird durch das Märchen vom ethisch empfindsamen reichen Erben ersetzt.

Juni 7th, 2017 by kritiker

daumen03

 

Kinostart: 29.06.2017

Mifti (Jasna Fritzi Bauer) ist 16, sieht aus wie 12, verhält sich wie Mitte 30 und lebt seit dem Tod ihrer Mutter mit ihren Halbgeschwistern in einer Berliner WG. Ihr Vater hält Terrorismus für einen zeitgemäßen Karrierezweig und interessiert sich eher für Kunst als für Menschen; zur Schule gehen macht in diesem Setting weniger Sinn als sein Leben zwischen Parties, Drogen, Affären und Küchentischpolemiken zu verbringen. Sie ist wild, traurig, vernünftig und verliebt. Die Erwachsenen, auf die sie trifft, sind dagegen nur eines: verzweifelt. Entweder, weil bald die Welt untergeht, oder weil sie nicht wissen, was sie anziehen sollen. Also muss Mifti selbst erwachsen werden, auf die eine oder andere Weise.

Darsteller: Jasna Fritzi Bauer, Arly Jover, Mavie Hörbiger, Laura Tonke, Julius Feldmeier, Hans Löw, Christopher Roth, Bernhard Schütz
Produzenten: Hanneke van der Tas, Alain de la Mata
Co-Produzenten: Constanze Guttmann, Friederich Oetker
Redaktion: Cooky Ziesche (RBB), Cornelia Ackers
Executive Producer: Martin Moszkowicz, Oliver Berben
Regie und Drehbuch: Helene Hegemann

axolotlCopy (von Blogger Airen) und Paste wie in Hegemans gehyptem Roman funktioniert im Kino nicht, es bleiben nur Hohlheiten ohne Storyline, die von Pseudo-„Verrücktheiten“ übertüncht werden. Das ist das generelle Problem beim Diebstahl geistigen Eigentums: Sinn, Hintergründe und Entstehungswelten der Ideen werden meist nicht verstanden, es bleiben nur leere Hüllen – den Urhebern und eigentlichen Erfindern wird die Existenzgrundlage genommen, so dass originäres Neues nicht mehr entwickelt werden kann. Dem erzkonservativen Teil des Establishments ist das gerade recht, denn so bekommt potentiell gefährliches (weil unverstandenes) Gedankengut kein Forum, keine Öffentlichkeit. Immerhin holen die Schauspieler das Bestmögliche aus ihren Rollen und man kann Hegemann zugute halten, dass sie sich für (vergleichsweise) außergewöhnliche Nischen interessiert – auch wenn vieles so wirkt, als habe sie diese nicht selbst kennengelernt und zudem Kontroverses aus dem Buch nicht den Weg auf die Leinwand gefunden hat.

April 1st, 2017 by kritiker

daumen07

 

Kinostart: 23.03.2017

15 Jahre sind vergangen, seitdem Stefan (LUCAS GREGOROWICZ) seiner Heimatstadt Würzburg den Rücken gekehrt hat. Eigentlich wollte er sich den Wunschtraum erfüllen, in der Karibik eine Strandbar zu eröffnen. Stattdessen hat er als Anwalt Karriere gemacht und steht nun in Dubai kurz davor, die toughe Geschäftsfrau Yasemin (MELANIE WINIGER) zu heiraten, deren Vater einer der einflussreichsten Männer der Emirate ist. Allerdings braucht er schnell noch seine Geburtsurkunde, die er sich in Deutschland abholen muss. Kein Ding. Kurz einfliegen und gleich wieder raus. Denkt sich Stefan. Doch dann trifft er seinen alten Kumpel Kai (MORITZ BLEIBTREU) wieder, mit dem er damals den Cannabis-Pizzalieferservice „Lammbock“ betrieben hat. Kai lebt jetzt in einer Kleinfamilie und schlägt sich mit einem neuen Asia-Lieferservice durch, den er „Lommbock“ nennt. Ein letzter gemeinsamer Joint bringt ungeahnte Probleme und wird für die Freundschaft der beiden zur echten Herausforderung: Denn die Vergangenheit kickt mitunter zeitverzögert…

LommbockHerrlich tiefenentspannendes Gegenmittel zur derzeitigen verantwortungslosen Drogenpolitik. Die zuständige Ministerin bewirbt im Amt eine Droge, die in Deutschland jährlich ca. 15.000 Tote plus schwere Krankheiten verursacht und verteufelt eine uralte Heilpflanze, deren Nutzung (auch noch nach der Gesetzesänderung) selbst für Schwerkranke durch schikanöse Bürokratie erschwert wird. Hier zeigt sich exemplarisch die ewig gestrige Inkompetenz, Heuchelei, Klientelpolitik und Bürgerrechtsfeindlichkeit der jetzigen Regierung. Lommbock umgarnt mit locker flockigem Charme ohne sich verlogen schleimig an herrschende Verhältnisse anzubiedern. Die Kritik am Saudi-Regime hätte schärfer ausfallen können. Trotzdem bemerkenswert für eine deutsche Produktion.

Oktober 6th, 2015 by kritiker

 

Er ist wieder da, der Führer. Knapp 70 Jahre nach seinem unrühmlichen Abgang erwacht Adolf Hitler im Berlin der Gegenwart. Ohne Krieg, ohne Partei, ohne Eva. Im tiefsten Frieden, unter Angela Merkel und vielen tausend Ausländern startet er, was man am wenigsten von ihm erwartet hätte: eine Karriere im Fernsehen. Denn das Volk, dem er bei einer Reise durch das neue Deutschland begegnet, hält ihn für einen politisch nicht ganz korrekten Comedian und macht ihn zum gefeierten TV-Star. Und das, obwohl sich Adolf Hitler seit 1945 äußerlich und innerlich keinen Deut verändert hat.

ER IST WIEDER DA ist keine Romanverfilmung im üblichen Sinne. Denn Hauptdarsteller Oliver Masucci spielt Adolf Hitler nicht nur an der Seite von erstklassigen Kollegen wie Fabian Busch, Christoph Maria Herbst und Katja Riemann – er begegnet in dokumentarischen Szenen auch dem kleinen Mann auf der Straße, außerdem Kleintierzüchtern, Unternehmern, Prominenten, Jungpolitikern, Journalisten, Nipstern und Neonazis.

Darsteller: Oliver Masucci, Fabian Busch, Christoph Maria Herbst, Katja Riemann, Franziska Wulf, Lars Rudolph, Michael Kessler, u.v.a.
Produzenten: Christoph Müller, Lars Dittrich
Executive Producer: Oliver Berben, Martin Moszkowicz
Regie: David Wnendt

Kinostart: 08.10.2015

http://er-ist-wieder-da

Kontrovers, aber sehr komisch – bis das Lachen im Hals stecken bleibt. Insbesondere bei der Vorstellung, wie einige Szenen von bildungsfernen, politisch Unbedarften rezipiert werden könnten. Hinterfragen und differenzierteres Denken werden ansatzweise angeregt, auch wenn die Gefahr besteht, dass vordergründige Ansätze zu unüberlegt dichotomem Dissen vernünftiger Gedanken unter dem Vorwand der Positionierung gegen Faschismus missbraucht werden könnten. Sachliche Kritik an blindem (Autoritäts-) Glauben in allen Erscheinungsformen ist wichtiger denn je.
Update: Wie vorhergesehen – eine linke Anti-TTIP Demo (von DGB, Verdi, IGM, GdP, Greenpeace, BUND, NABU, WWF organisiert) wird von SPON-Autor Neubacher als „vom rechten Rand“ und „auf dem braunen Mist gewachsen“ diffamiert. Ob Kalkül zur Relativierung, Verharmlosung und Förderung von Rechtsradikalität oder nur neoliberale Gehässigkeit hinter Neubachers absurder Provokation steckt, kann man nur vermuten.

April 13th, 2015 by kritiker

 

Während der Jubiläumsrede Hitlers am 8. November 1939 wird ein Mann an der Grenze zur Schweiz wegen des Besitzes verdächtiger Gegenstände festgenommen. Nur Minuten später explodiert im Münchner Bürgerbräukeller unmittelbar hinter dem Rednerpult des „Führers“ eine Bombe und reißt acht Menschen in den Tod. Der Mann ist Georg Elser (Christian Friedel), ein Schreiner aus dem schwäbischen Königsbronn. Als man bei ihm eine Karte des Anschlagsortes und Sprengzünder findet, wird er dem Chef der Kripo im Reichssicherheitshauptamt Arthur Nebe (Burghart Klaußner) und dem Gestapochef Heinrich Müller (Johann von Bülow) zum Verhör überstellt. Von ihnen erfährt Elser, dass sein Vorhaben gescheitert ist – dass der Mann, den er töten wollte, um das Blutvergießen des gerade begonnenen Weltkriegs zu verhindern, den Bürgerbräukeller 13 Minuten vor der Explosion verlassen hat. Tagelang wird Elser von Nebe und Müller verhört, tagelang hält er ihren Fragen stand. Bis er schließlich gesteht – und die Geschichte seiner Tat schildert. So erinnert sich Elser, wie der Nationalsozialismus langsam in seinem Heimatdorf metastasierte. Wie er versuchte, sich gemeinsam mit seinem besten Freund Josef Schurr (David Zimmerschied) und wenigen anderen dagegenzustellen. Wie er Elsa (Katharina Schüttler) kennen lernte, sich in sie verliebte, sich wegen seiner Pläne aber von ihr, seinen Freunden und seiner Familie abwenden musste. Und wie er schließlich handelte – wie er die Bombe baute und am Anschlagsort in nächtelanger Arbeit einbaute. Er, der seine Tat ganz allein beging, wie er Nebe und Müller immer wieder beschwört, die ihn foltern, um Hintermänner zu finden. Nach den Verhören kommt er in die KZs Sachsenhausen und Dachau, wo Georg Elser schließlich auf Befehl Hitlers am 9. April 1945 ermordet wird – nur wenige Tage vor Ende des Krieges.

Kinostart: 09.04.2015

www.elser-derfilm.de

Die erstaunte Freude vor dem Kinobesuch darüber, dass ein linker Widerstandskämpfer Beachtung findet, verfliegt innerhalb von Minuten: Es scheint vor allem um Geschichtsfälschung zu gehen. Der kommunistische Elser soll unbedingt als christlich motiviert dargestellt werden. Denn das ist die offizielle Geschichtsschreibung nach dem 2. Weltkrieg: Ein Gewissen hatten nur ein paar betende Christen. Die Millionen nicht religiösen linken Widerstandskämpfer – die eigentliche Gegenmacht zum mörderischen Regime – werden bis heute meist verschwiegen. Die filmische Umsetzung ist dramaturgisch schwach, ermüdend vorhersehbar, wirklich Spannendes wird konsequent ausgeklammert.

März 10th, 2015 by kritiker

 

Deutschland, Anfang der 80er. Auch in der westdeutschen Provinz sind die Hippies an der Macht. Robert muss da raus. Es gibt für ihn nur die eine Stadt! Sex, Drogen und Punk, die Versprechen von West-Berlin. Sein alter Kumpel Schwarz nimmt ihn mit offenen Armen auf. Schwarz braucht in seiner Peepshow ein Mädchen für alles und das wird Robert. Wichskabinen schrubben und die Verpflegung der Mädchen organisieren, sind seine Hauptaufgaben. Dabei lernt er Sanja kennen, auch eine, in der anarchischen Subkultur gestrandete, wunderschöne Seele auf der Suche nach einem Sinn. Tag und Nacht verschwimmen, Robert lässt sich treiben, seine Nächte verbringt er im legendären „Risiko“. Der Ort, an dem Zeit nicht existiert, sich die Ikonen (wie Blixa Bargeld und Nick Cave) herumtreiben, dort wo alles möglich ist, alles sein kann und nichts muss. Kunst kommt nicht von Können, sie kommt vom Leben. Dank üppiger Berlin-Zulage und eines kleinen Überfalls, plant Robert zusammen mit Schwarz eine ganz neue Einkommensquelle und mit Sanja die nicht ganz typische Lösung familiärer Probleme. Regie: Oskar Roehler

Kinostart: 26.03.2015

www.todeslebederpunk.de

Fremdschämen für Fortgeschrittene mit Brechreizgarantie. Das einzig Komische: Laut Pressetext soll der Film vor allem „sehr authentisch“ sein. Offensichtlich war Regisseur Roehler in den Achtzigern nie auch nur in der Nähe einer deutschen Stadt, in der es Punks hätte geben können. Alles scheint der Psyche eines provinziellen Internatsschülers mit neonazistischen Neigungen entsprungen zu sein: In jedem Lehrerzimmer kiffen auf dem Boden im Kreis sitzende, nervige, ungewaschene „Hippies“, die „gerechtfertigterweise“, begleitet von „Heil“-Schreien vergiftet werden dürfen – Nazis sind im Film die besten Kumpel des Hauptdarsteller-„Punks“. Die Realität sah anders aus: Punks und Hippies wehrten sich gemeinsam gegen Nazis, Spießer und konsumgeile Popper. Ein weiteres „bewährtes“ Film-Feindbild: Goethe, der wohl sinnbildlich für Intellekt steht, den Roehler vermutlich auch in Form seiner Mutter ermorden will (die ihn in der Realität auf ein „nur“ zehntausende kostendes Internat geschickt hat und ohne die er möglicherweise niemals auch nur in die Nähe der Kultur-Futtertröge gekommen wäre). Der neoliberale Seitenhieb auf die schmorotzenden, superreichen Sozialhilfempänger rundet das Bild ab – rückgrat- und charakterlos nach unten treten, nach oben buckeln. Insgesamt eine bösartige, geschichtsfälschende Verunglimpfung der Ideale des Punk. Staatlich gefördert. Kotztüten sollten in den aufführenden Kinos Pflicht sein.

März 24th, 2014 by kritiker

 

Auf Krawall gebürstet, sozial inkompetent und modisch nicht ganz up-to-date: Luise (Iris Berben) ist eine höchst anerkannte Biologin, die außer ihrem Beruf und ihrer liebenswerten Mutter (Carmen-Maja Antoni) nichts und niemanden wirklich mag. Als man beschließt, die unbequeme 60-Jährige elegant in den frühzeitigen Ruhestand zu schicken, ist Luise außer sich. Und die Ärgernisse nehmen kein Ende: In einem Park trifft sie auf Frans (Edgar Selge), einen eitlen Galeristen im offensichtlichen Jugendwahn. Beim Joggen von einem Hexenschuss niedergestreckt, fleht er Luise an, ihn sofort zum Arzt zu schleppen. Luise lässt sich erweichen, doch schnell stellt sich heraus: Beide finden sich auf Anhieb – komplett unsympathisch. Luise hat allerdings für derlei Belanglosigkeiten sowieso keine Zeit. Sie steht vor einer gewagten Entscheidung, die ihren tristen Alltag komplett verändern soll. Turbulente Ereignisse, die sowohl das Leben von Luise als auch das von Frans ordentlich durcheinander wirbeln, nehmen daraufhin ihren Lauf…

Kinostart: 24.04.2013

www.senator.de/movie/miss-sixty

Deutscher Fernsehfilm (als Kinofilm vermarktet). Wieso gute Bilder oder eine halbwegs funktionierende Geschichte bieten – in gewisse systemkonforme Taschen fließen staatliche Fördergelder offensichtlich vorbehaltlos.

 

 

 

Januar 2nd, 2014 by kritiker

 

Der biedere Bankberater Till Reiners (AXEL STEIN) hat mal wieder keinen guten Tag. Er ist gelangweilt. Von seinem Job, seinem kleinstädtischen Leben und von sich selbst. Und er ist frustriert von seiner Ehe mit Miriam (ANNA MARIA MÜHE), die irgendwo zwischen Alltagstrott und Windelwechseln ihr Feuer verloren hat. Soll das wirklich schon alles gewesen sein, was das Leben ihm zu bieten hat? Doch dann kommt plötzlich alles ganz anders. Denn eines Tages überfällt Gelegenheitsgangster Nappo (MORITZ BLEIBTREU) Tills Bank – und nimmt ihn als Geisel. Dadurch wird eine wahnwitzige Kette von unvorhergesehenen Ereignissen in Gang gesetzt, die Tills und Nappos Leben in nur 48 Stunden kräftig durcheinander wirbelt. Denn wie sich bald herausstellt, steckt in dem vermeintlichen Spießer Till weit mehr, als Nappo jemals ahnen konnte. Der Rest ist die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft und des schlimmsten Tages aller Zeiten…

Kinostart: 16.01.2014

www.nichtmeintag.de

Wer aufgrund des Trailers und der Besetzung eine Thorwarth-Komödie à la „Bang Boom Bang“ erwartet, wird hässlich enttäuscht. Diejenigen, die sich gerne ins Gesicht rülpsen und furzen lassen möchten, Ausländer als „Scheiß Kanacken“ bezeichnet hören wollen und keine plausible Handlung erwarten, werden allerdings gut bedient. Selbstverständlich staatlich gefördert im Rahmen der „Kulturförderung“. Erstaunlich ist nur noch, dass die deutschen Prollfilmemacher es immer wieder schaffen, sich gegenseitig in Stil-, Humor-, Geschmacklosig- und Spießigkeit zu überbieten. Schade um die Schauspieltalente.