September 6th, 2018 at 20:04 by kritiker

daumen02

 

Wertung für OmU

Kinostart: 15.11.2018

Italien vor zehn Jahren. Jeder korrumpiert jeden. Getrieben von maßloser Gier nach Reichtum, Macht und rauschhaftem Sex, totaler Entgrenzung und ewiger Jugend suchen sie alle die Nähe ihres Cavaliere Silvio Berlusconi: Sergio, der kleine Call-Girl-Ring-Betreiber aus Apulien, Ramsch-Bild des italian lovers, mit seinen zugekoksten Mädchen und seiner durchtriebenen Co-Intrigantin Tamara ebenso wie die ausgebufften Politgreise Roms, die es nicht lassen können, sich an die Macht durchzustechen. Es ist ein Reigen aus ungestillten Sehnsüchten und schillernder Dekadenz, moralischem Abschaum und lasziv zuckenden Körpern, der sich wie magisch angezogen immer enger um „IHN“, den Mächtigsten des Landes und größten Medien-Moguls Europas schließt. „ER“ versteht als Einziger ihre Ängste und Hoffnungen und verheißt jedem in seinen kitschbunten TV-Shows das Glück im Spaß-Paradies, das er ihnen hemmungslos vorlebt.

In Wahrheit brütet der geniale [sic!] Traum-Verkäufer mit dem perückenhaft gefärbten Haar einsam auf seiner atemberaubenden Sommerresidenz in der sardischen Sonne – abgewählt, ausgebrannt, zahn- und ratlos, verfolgt von zahllosen Anklagen. Veronica, die wundervolle Ehefrau, die er liebt, verachtet ihn und will ihre Würde zurück. Doch als er Wind davon bekommt, dass ein enger Vertrauter in Rom drauf und dran ist, ihm das Messer in den Rücken zu jagen, erwacht sein Stolz zu neuem Leben. Angestachelt vom Reigen der Jungen und Schönen, der nach Erlösung lechzenden Korrupten und Dekadenten, entschließt sich Silvio Berlusconi, seinen Verkäuferinstinkt wieder von der Leine zu lassen und die Macht erneut an sich zu reißen.

Besetzung: Toni Servillo, Elena Sofia Ricci, Riccardo Scamarcio, Kasia Smutniak, Euridice Axen, Fabricio Bentivoglio, Roberto De Francesco, Dario Cantarelli, Anna Bonaiuto
Regie: Paolo Sorrentino
Drehbuch: Paolo Sorrentino, Umberto Contarello
Produktion: Nicola Giuliano, Francesca Cima, Viola Prestieri, Carlotta Calori

LoroPerfides Propagandamachwerk, das pseudokritisch daherkommt, aber verschlagen versucht zu verharmlosen und Berlusconi auf emotionaler Ebene zu entlasten. Regisseur, Drehbuchautor und Oscar-Gewinner Paolo Sorrentino scheint Erfolg nicht am größtmöglichen Nutzen für das Allgemeinwohl zu messen, sondern an skrupelloser Geldanhäufung mittels Mafiakontakten. Wahrscheinlich produziert, um den Amts-missbrauchenden Kriminellen zu rehabilitieren und ihm eine nochmalige Wiederwahl zu ermöglichen. Denn der rechtspopulistische Berlusconi kann 2018 wieder kandidieren, nachdem ein Gericht das Urteil, das ihm verbot politische Ämter zu bekleiden, überraschend aufgehoben hat. Langatmig, oberflächlich, eindimensional.

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